Forschende der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und des Max-Planck-Instituts (MPI) für Multidisziplinäre Naturwissenschaften konnten erstmals zeigen, wie sich das Erbgut des Nipah-Virus in infizierten Zellen vervielfältigt. Der Erreger kann beim Menschen eine tödlich verlaufende Gehirnentzündung auslösen. Mittels Kryo-Elektronenmikroskopie gelang es dem Team um MBExC Mitglied Prof. Dr. Hauke Hillen, die dreidimensionale Struktur der viralen „Kopiermaschine“ sichtbar zu machen. Diese Erkenntnisse könnten zukünftig dazu beitragen, antivirale Medikamente zur Behandlung von Nipah-Virusinfektionen zu entwickeln. Die Fachzeitschrift „Nature Communications“ hat nun die Studienergebnisse veröffentlicht.
„Das ist ein wichtiger Meilenstein, denn bisher war nicht bekannt, wie die RNA-Polymerase des Nipah-Virus genau aussieht und wie sie mit der viralen RNA wechselwirkt. Unsere Daten zeigen, dass sie den RNA-Polymerasen anderer verwandter RNA-Viren wie zum Beispiel Ebola ähnelt, aber dennoch einige Besonderheiten aufweist“, sagt Prof. Hillen. Die Daten zeigen zudem erstmals, wie eine solche virale RNA-Polymerase die genomische virale RNA als Vorlage für den Kopiervorgang nutzt, sowie die neu hergestellte Produkt-RNA und die Nukleotidbausteine bindet.
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Künstlerische Darstellung der 3D-Struktur der RNA-Polymerase des Nipah-Virus im aktiven Zustand. Die Struktur der Nipah-Virus-RNA-Polymerase ist als transparente Oberflächendarstellung gezeigt (L-Protein in grün, P-Protein in orange). Die virale RNA, die als Vorlage für die RNA-Polymerase dient, ist in blau dargestellt, die neu hergestellte Produkt-RNA rot. Das Nukleotid-Substrat ist gelb dargestellt. © Fernanda Sala / UMG